Glöckchen - klingel!

"Jingle bells" - keine Ahnung wie oft ich diesen Song in der Weihnachtszeit bereits gehört habe, es wird wahrscheinlich in die Hunderte gehen. Irgendwie stand er für mich immer stellvertretend für unbeschwerten Weihnachtsfrohsinn. Aber das stimmt so eigentlich überhaupt nicht, wie ich erst kürzlich heraus fand.
Wie bei den meisten der bekannten Weihnachtslieder, die in den letzten hundert Jahren geschrieben wurden, hat sich auch die Bedeutung von Jingle Bells, jedenfalls in der öffentlichen Wahrnehmung, stark verändert, seit es 1857 von James Lord Pierpont geschrieben wurde. "Jingle" (Bimmeln oder Klingeln) war nicht als Adjektiv (im Sinne von klingelnde Glöckchen), sondern als Kommando (Klingelt!) gemeint. Denn jedes Jahr, wenn im Winter der Schnee gefallen war, bestand für Kutschen und Fuhren akute Kollisionsgefahr in uneinsehbaren Kurven, nicht nur wegen der Glätte, sondern auch, weil die Pferdehufe kaum mehr zu hören waren. Eine Klingel die "all the way jinglet" war also ein Warnzeichen für entgegen kommende Transporte. Netter Sound, kein Crash.

Was ich ebenfalls nicht wusste - James Lord Pierpont war zwar relativ jung als er dieses Lied schrieb, aber er war bereits durch eine extrem schwierige Lebensphase gegangen. Seine erste Frau starb sehr jung, er war als Geschäftsmann während des Goldrausches episch gescheitert und außerdem hatte ein Hausbrand so gut wie alles vernichtet, was er noch übrig hatte. Anders als es in dem von ihm verfassten Liedtext war er also alles andere als “laughing all the way" und immer bester Laune auf dem one-horse open sleigh.

Dennoch hat er es so geschrieben. Warum? Meine Vermutung: James Lord Pierpont wollte ausdrücken, dass diese "Glöckchenmusik" der Fuhre, auch wenn sie primär der Verkehrssicherheit diente, auch Vorfreude auf etwas auslöst. Erst recht dann, wenn man sich gerade in einer düsteren und ausweglosen Situation wähnt. Wie die erhoffte Ankündigung des Paketes, auf das man bereits so lange wartet. "Bells on bob tails ring, Making spirits bright".
Genau wie in der Nacht als Jesus geboren wurde. Der Messias war ja schon sehr lange erwartet worden. Und jetzt das - himmlische Musik und eine unerhörte "Paketankündigung":
"Und der Engel sprach zu ihnen: Ihr braucht euch nicht zu fürchten! Ich bringe euch eine gute Nachricht, über die im ganzen Volk große Freude sein wird. Heute ist euch in der Stadt Davids ein Retter geboren worden; es ist der Messias, der Herr. (..) Mit einem Mal waren bei dem Engel große Scharen des himmlischen Heeres; sie priesen Gott und riefen: »Ehre und Herrlichkeit Gott in der Höhe, und Frieden auf der Erde für die Menschen, auf denen sein Wohlgefallen ruht."

Frohe Weihnachten!

Kommentare

Beliebte Posts