Die Freiheit der Wahl


"Sie lebten und atmeten, ich sah wie sich ihre Brustkörbe hebten und senkten, bis Gosnell oder einer seiner Mitarbeiter kam und ihnen das Genick brach". Das ist die Aussage von Kareema Cross, einem der Ex-Mitarbeiter des mittlerweile berüchtigten Abtreibungsarztes Kermit Gosnell, der kürzlich vor Gericht in Philadelphia vernommen wurde. Zehn von diesen Kindern, die den Eingriff trotz aller tödlichen Präzision der "Ärzte" überlebten und außerhalb des Mutterleibes getötet wurden, sollen mindestens dokumentiert sein. Die übrigen Zeugenaussagen geizen nicht mit grausigen und sehr blutigen Details über abgetrennte Körperteile und ähnliches und lassen einen ungeschminkten Blick auf das zu, was man in der Abtreibungsbranche lieber zu verheimlichen versucht. Auf die Frage ob es oft passiert sei, dass Kinder ihre eigene Abtreibung überlebten antwortete Cross: "Oh ja, viele von ihnen bewegten sich und versuchten aus dem Flüssigkeitsbad in dem bereit gestellten Abfallcontainer zu entkommen. Manchmal hörte ich Schreie, aber es waren erstickte Schreie, die eher wie ein lautes Wimmern klangen."

Abseits dieses unfassbaren Grauens, der politischen Rhetorik und des unsäglichen Schweigens der Mainstream-Medien macht der Fall Gosnell eines klar: Die Abtreibungsdebatte dreht sich immer weniger um die Frage, wann Leben beginnt, sondern macht dafür immer mehr deutlich, dass sich hier zwei Lager mit extrem unterschiedlichen Werten gegenüber stehen, zwischen denen der ideologische Graben mittlerweile die Größe des Grand Canyon angenommen hat.
Wie sonst lässt es sich plausibel erklären, dass Millionen von Menschen die Frage nach der Rechtfertigung eines Mordes von der "innerhalb oder außerhalb" Formalität abhängig machen?

Die von links so gern benutzte Kampfparole "Pro-Choice" klingt aufgeklärt und zeitgemäß. Denn wer könnte sich ernsthaft gegen die Freiheit der Wahl aussprechen? Ob es nun um reproduktive Recht oder Pizzabeläge geht - ein Wahlrecht ist doch immer ein gutes Recht. Aber um den Wert dieses Slogans tatsächlich richtig beurteilen zu können, müsste man im Gegenzug annehmen, dass die andere Seite gegen ein solches Wahlrecht ist und dass diese "Wahl" zudem in keinem Zusammenhang mit legalisiertem Mord steht.

Abtreibungsgegner oder Lebensbefürworter, um es positiv zu formulieren, glauben aber sehr wohl an ein Wahlrecht. Das Recht zu wählen, ob man seinen Sexualtrieb frei auslebt oder doch lieber den verantwortungsbewussten Umgang bevorzugt. Das Recht zu wählen, ob man Schutzmaßnahmen ergreift. Und auch das Recht zur Korrektur gemachter Fehler, sei es durch die Freigabe eines Kindes zur Adoption oder durch die Übernahme der Verantwortung für das Kind als Mutter und/oder Vater.

Bei genauerer Betrachtung kann man Abtreibungsbefürworter, trotz der der von ihnen bemühten Rhetorik, eigentlich nicht als Wahlrechtsbefürworter bezeichnen - denn die Entscheidung für den Tod eines Kindes ist letztlich nichts anderes als die Bevorzugung der bequemen Wahl vor der Kostbarkeit des Lebens. Lebensbefürworter sehen in dem menschlichen Leben das, was darin gesehen werden muss - den größten vorstellbaren Wert. Und dieser Wert darf niemals dem persönlichen Bedürfnis nach Glück und Zufriedenheit von irgendjemandem geopfert werden.

Wenn Frauen in den letzten Monaten und Jahren Gosnell mit vollentwickelten Embryos im Bauch aufgesucht haben, dann ging es nicht mehr um die Frage "wann das Leben anfängt". Als er auf Schwierigkeiten bei der Tötung von bereits so großen Kindern stieß hatte das nichts mit der Frage "wann das Leben anfängt" zu tun. Und als das Gewimmer der zurück gelassenen und dem Tod preisgegebenen Babys durch die Gänge der Abtreibungsklinik hallte, gab es ganz sicher niemanden, der auch nur für eine Sekunde die Frage danach stellte, "wann das Leben anfängt".

Nein. Jeder der Mitwirkenden war sich bewusst, dass hier ein Leben beendet wird. Sie beendeten ein Leben, dass der persönlichen Entfaltung von irgendjemandem im Weg stand. Das Ideal der persönlichen Zufriedenheit triumphierte über das Ideal des menschlichen Lebens.

Aber hey - was immer Dich glücklich macht!

Wenn Menschen das Alte Testament und dort über "Götzendienst" lesen, dann stellen sie sich vermutlich oft vor, wie jemand sich vor einem goldenen Kalb oder einem Steinkopf nieder kniet. Dabei dient die heutige Abtreibungspraktik wie nie zuvor dem Götzendienst ganz ohne Standbilder und Statuen - Menschen haben sich selbst zum Götzen ihres Lebens erkoren. Und auf dem Altar des Selbst wird eben geopfert, was dem persönlichen Glück im Weg steht.

Wie wäre es, wenn wir die Betonung statt auf die Freiheit der Wahl wieder auf die Richtigkeit der Wahl legen? In Deutschland dürften Kinder gegen den ausdrücklich rechtswidrigen Anschlag auf ihr Leben eigentlich Notwehr leisten. Was für ein Armutszeugnis für unsere Rechtsprechung das Problem der falschen Wahl damit zu lösen, dass man dem Betroffenen ein Recht zuspricht, dass dieser garantiert nie wird wahr nehmen können.

Ich kann nur hoffen dass der Fall Gosnell trotz der medialen Verschwörung des Schweigens viele Menschen aufrüttelt und ihnen bewusst macht, welchen Verbrechens sich die Menschheit nicht erst seit gestern schuldig macht...

Der Abtreibungsarzt und sein "Haus des Horrors"

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